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Partecipazione / Beteiligung

Video
AKT & Hermann Czech, 
Austrian Pavilion, 
Biennale Architettura 2023 

Für die 18. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia haben das Architekturkollektiv AKT und der Wiener Architekt Hermann Czech einen gesellschaftlich wirksamen, temporären Umbau des Österreichischen Pavillons konzipiert. Der Pavillon liegt an der nordöstlichen Grenzmauer des Biennale-Areals zur Stadt. Diese Nachbarschaft steht sinnbildlich für die sozialräumliche Entwicklung Venedigs im Laufe der vergangenen Jahrzehnte: die Biennale als Exklave des internationalen Kunsttourismus, der umliegende Stadtteil Castello als ein noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnter Bezirk Venedigs und gleichzeitig umstrittenes Entwicklungsgebiet.

Für Partecipazione / Beteiligung“ wird der symmetrische Pavillon geteilt. Die westliche Hälfte bleibt von der Biennale aus begehbar. Die östliche Hälfte des Gebäudes sollte samt Hof über einen neu hergestellten Zugang von der Stadt aus frei zugänglich sein. Dieser Teil sollte als Versammlungsraum an die Bevölkerung des angrenzenden Wohnquartiers und an städtische Initiativen abgetreten werden. Im intensiven Austausch mit diesen war das Projekt als Hinwendung der Biennale zur umgebenden Stadt konzipiert: nicht in Form einer weiteren räumlichen Ausbreitung wie in den letzten Jahrzehnten, sondern als Abgabe von Raum und somit als Umkehrung dieser räumlichen Praxis. Diese ist in den vergangenen Jahren auch in der internationalen Presse in die Kritik geraten. Der seit Jahren regional geführten Diskussion rund um die Rolle der Biennale in der Stadt sollte über die Laufzeit der Ausstellung eine international sichtbare Bühne gegeben werden.

Im Zentrum des architektonischen Eingriffs von AKT & Hermann Czech steht die Frage nach der Verfügungsmacht über Raum in einer Stadt mit begrenztem Boden und mit ihr die Frage nach der sozialen Nachhaltigkeit der wichtigsten Architekturausstellung der Welt im Kontext der Altstadt Venedigs.

Ein Teil des Österreichischen Pavillons sollte zum angrenzenden Stadtteil geöffnet und frei zugänglich an die Bevölkerung Venedigs abgetreten werden.

Mit den Mitteln der Architektur sollte deshalb im Österreichischen Pavillon ein räumliches Angebot hergestellt werden, ein Raum zur Verhandlung, eine Einladung gleichermaßen an die Bewohner*innen des Stadtteils, den frei zugänglichen Raum zu nutzen, an kooperierende Initiativen, den Dialog mit der Biennale zu intensivieren, und an die Institution selbst, sich auf ihrem eigenen Gebiet darauf einzulassen.

Partecipazione“ war bereits in den 1970er-Jahren eine der Kernforderungen an die ersten Architekturausstellungen der Biennale, ebenso wie die Forderung nach deren Auseinandersetzung mit den politischen, sozialen und räumlichen Realitäten Venedigs. Damit sollte bewirkt werden, dass die stetig wachsende Großausstellung neben ihrer ökonomischen auch eine bewahrende Rolle für die Stadt Venedig und ihre Menschen übernimmt.

Diese Ansätze greift der österreichische Beitrag durch den Umbau wieder auf und stellt sie in der Ausstellung sowie einer umfassenden Publikation der gegenwärtigen Raumpraxis der Biennale gegenüber. So werden deren stetige Ausdehnung und heutige Formen des Ausschlusses der Bevölkerung aus den von ihr genutzten Räumen dokumentiert und von lokalen Forscher*innen und Initiativen kontextualisiert.

Dabei wurde die Möglichkeit einer Ablehnung der Öffnung zur Stadt bereits im ursprünglichen Konzept von AKT & Hermann Czech mitberücksichtigt. 

Trotz einjähriger Vorgespräche und Verhandlungen wurde die Öffnung des Pavillons von der Biennale und den zuständigen Behörden nicht genehmigt.  

Der Österreichische Pavillon ist nun dem Konzept zufolge nicht mehr bloß ein Haus für Exponate, ein Ausstellungsgebäude, das Information zum Gedanken der Teilung und der Beteiligung”, enthält, sondern er wird darüber hinaus selbst zum die Teilung und das Verhältnis zwischen Stadt und Biennale darstellenden Exponat.

Foto: Clelia Cadamuro

Foto: Clelia Cadamuro

Foto: Clelia Cadamuro

Foto: Clelia Cadamuro

Foto: Clelia Cadamuro

Foto: Clelia Cadamuro

Foto: Clelia Cadamuro